Was in mir ist.

*Es ist in mir,* das kann sich nicht erkälten,
Das will wol oft in’s Nasse auch hinaus,
Das sucht die Höh’, der Schachte tiefste Welten,
Sucht rings herum im alten Erdenhaus!
Das bleibt nicht gern aus alter vor’ger Straße,
Das ekelt sich auf eb’ner, g’rader Bahn!
Wo anders nur, und sei’s im grünen Grase,
Da fing’ es gern von vorne wieder an!

Das sinkt oft selig in den grünen Anger,
Und taucht sich tiefer ein in’s würz’ge Kraut!
Das wird vom süßen Blütenstaube schwanger,
Und sehnt sich immer wie nach ferner Braut!
Nimmt Düfte aus von Feuernelk’ und Rose,
Und athmet Gottes Wehen in der Früh’,
Und flattert aus dem tiefsten Herzen lose
Zum Licht empor, und steigt als Melodie!

Das wird nicht matt, wenn auch das Fleisch ermattet!
Das lächelt, reißt die Kugel Fleisch mit fort!
Das weint so tief, wenn Liebes wird bestattet!
Das ist im Körper, und doch da und dort!
Und fühlt sich doch so fremd und eingefangen,
Wie dort der Vogel, der im Käfig flirrt,
Und grämet sich, daß von den bleichen Wangen
Der tiefste Seelenschmerz verrathen wird!

Das saugt sich Vieles ein vom Erdenballe
An rohem Stoffs, und dreht und schärft und schleift
Gedanken d’raus, dreieinige Krystalle,
Bis sich die Pyramiden-Kugel reift 32),
Das neue Samenkorn zu höh’rer Freude,
Der Embryo mit neuem Sylphenstaub,
Nur noch verlarvt in seine Raubenhäute,
Nur noch bedeckt vom zarten Knospenlaub!

Das sieht so sehnend aus der Augenhöhle,
Und breitet seine inn’ren Arme aus!
Du, nenn’ es Licht, Geist, oder nenn’ es Seele
Und diesen Aschenleib des Lichtes Haus:
Ich faß’ es nicht, doch ist es mehr als Erde,
Denn es kann beten unter’m Feindes-Stahl,

Kannsegnen noch durch schmerzliche Geberde
Am blut’gen Kreuz, in Angst und Todesqual!
Kann lieben! lieben! kann aus Liebe sterben!
Kann Opfer bringen! kann, ach! sein so gut!
Kann still in Demuth um den Himmel werben!
Kauft Bruderketten ein für sich mit Blut!
Getrost darum! nach Schweiß und Blut und Thränen,
Nach meines Lebens sau’rem Erdenlauf
Nimmt Gott, *was in mir ist*, nimmt dieses Sehnen,
Nimmt diese Seel’ als Seele bei sich auf!