Der Wandrer hält zweifelnd die Schritte an,
erlauscht dem ferntobenden Donnerhall
Und, funkelnden Auges, durch Büsche heran
Sucht er den tiefbrandenden Wasserfall; –
Da schleudern sich plötzlich, mit Doppelheulen,
Aus der Felsengruft perlende Wassersäulen.
Hoch wälzet heran sich die murrende Flut,
Mit majestätischen Feiergang;
Doch mit unsäglich schauernder Wuth
Stürzt trümmernd sie über den Felsenhang,
Und wüthend, in Millionen Blasen,
Sieht er sie schäumend vorüber rasen.
Und wo aus zerissenem Klippenschoß
Die geschlagenen Funken ersprühn,
Da braust es, als müsse ein Lavaguß
Rothsiedend den Kessel durchglühn;
Und wo sich die tanzenden Balken zermalmen,
Da erwindet sich dünstiges Strudelqualmen.
Aus der Tiefe herauf, entgegenspringt
Ein trotziger Ziegelstein, –
Dran knirschet die Welle empor und schlingt
Ihn schäumend in sich hinein
Und scheuert Gerölle im wilden Getöse
Durch dunkelverborgene, granitne Klöße.
Und schwellt sich die Woge im Wirbeldrang
heran, ein grünlicher Ball;
So bläht sie sich bäumend und wartet lang,
Dann bricht sie, mit klatschendem Fall, –
Durchpeitschet mit lautem Sprudelgezische
Die hoch überhangenden Felsengebüsche.
Und moosiges, schwarzes Nadelgrün
Schießt schaurig aus Schluchten hervor,
Die graulichen Felsen thürmen sich kühn
Auf ausgewaschenen Füßen empor
Und drohen, in zackigenKegelgestalten,
Die schon zerschmetterten Wogen zu spalten.
Und der Adler vom schwindelnden Tannenbaum
Schwankt über den felsigen Kamm;
Da empört sich die Welle im glasigen Schaum
Und geißelt den harzigen Stamm.
Doch, erhaben über die grimmigen Stöße,
Erschwinget er sich jauchzend in eigener Größe.
Sieh da – im Nebelrauch, mal auf mal
Erhebt sich, am schwarzen Felsengestein,
Im siebenfarbeigen Sonnenstrahl,
Der liebliche Regenbogenschein –
In schwebenden Spielen, auf milchenen Wogen,
Hoch durch den Silberschaum hingezogen.
Und des fühlenden Wandrers Phantasie
Wird von der erhabenen Scene gefüllt;
Er sinkt zur Erde, mit zitterndem Knie,
Stumm staunend hängt er am herrlichen Bild
Und kann im erschütterten Herzensbeben
Sich nicht aus der tiefen Betäubung heben.