An Luise

Drei Jahre schon! O Ewigkeit voll Wonne!
Wie viele Freuden und wie wenig Pein!
Wär’s möglich, guter Gott, so glücklich sein?
Nur immer freundlicher scheint deine Sonne
Auf uns’rer Fenster Blumenstrauß herein!

Und immer schöner werden uns’re Tage,
Und stets verklärter liegt das Leben da!
Was ist’s, das täglich uns verwandeln sah?
Was hebt so hoch des schweren Lebens Wage,
Und bringt uns hier schon schön’rem [III:beß’ren] Himmel nah?!

Vergeben, dulden, handeln und versöhnen,
Sich freundlich tragen durch des Lebens Bahn,
Freiwillig Eins dem Andern unterthan,
Mit höh’rem Lebensglück das ird’sche krönen,
Schließt uns veredelnd an die Götter an!

Darum laß’ knieen uns vor uns’ren Laren,
D’rum fleh’n auch heut’ am Fest der Häuslichkeit;
Eng sind die Mauern — doch die Brust ist weit!
Das Größte kann zum kleinsten Raum sich paaren,
Wenn der Vollendung sich das Herz geweiht!

Laß’ freier fließen deine Wollustthränen!
Ein Gott ist’s, der der Edlen Herz durchschaut!
Komm’ an das meine, Schwester, ew’ge Braut!
Da wird im Pulsschlag mein Gefühl vertönen;
Denn himmlisch heil’ges preist nicht ird’scher Laut.

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